Ruß in Kirchen durch Opferlichte: "98% weniger Ruß" - ist das möglich?

Über kürzlich veröffentlichte Presseberichte, wonach bei der Verwendung von Stearin-Opfer-lichten in Kirchen 98% weniger Ruß entsteht als bei Paraffin-Opferlichten, waren wir sehr überrascht. Schon lange werden sowohl Paraffin als auch Stearin für die Kerzenherstellung verwendet. Rußarme Qualitätskerzen lassen sich aus beiden Materialien herstellen. Paraffin ist dabei der am häufigsten verwendete Rohstoff. Für Deutschland wird der Anteil von Stearin an der Kerzenherstellung auf 4 bis 5 % geschätzt.

"Rußarme" Verbrennung ist möglich

Will man etwas "rußarm" verbrennen, muß man gute Bedingungen für die Flamme schaffen. Bei der Kerze erreicht der Hersteller dies durch die Wahl qualitativ hochwertiger Rohstoffe und deren Abstimmung aufeinander. So muß u.a. der Docht auf die Art, die Menge der Brennmasse und insbesondere den Kerzendurchmesser richtig abgestimmt werden.
Entscheidend für den rußarmen Abbrand einer Kerze ist deshalb in erster Linie das Können des Kerzenherstellers. Außerdem darf der Abbrand der Kerze nicht durch Zugluft beeinträchtigt sein. Ob Stearin oder Paraffin verwendet wird, ist dagegen kaum von Bedeutung.

Schwärzungen von Kirchen-Innenräumen haben viele Ursachen

Es ist sehr zweifelhaft, dass Kerzen oder Opferlichte die Hauptursache von Schwärzungen in Kirchen-Innenräumen sind. Man denke nur daran, dass Gebäude auch außen durch Umwelteinflüsse geschwärzt werden und dies wird niemand mit Kerzenabbrand in Verbindung bringen können. Völlig außer acht gelassen wird der überall vorkommende Schweb-/Feinstaub z. B. aus Feuerungsanlagen, allgemeiner Luftverschmutzung, Autoverkehr, industriellen Tätigkeiten in der Nachbarschaft etc. Die Stäube gelangen über das Lüftungssystem und den üblichen Luftaustausch in die Gebäude.

Einfluss der Opferlichte auf die Schwärzungen in Kirchen

Schwärzungen und Ablagerungen an Wänden, auf Orgeln, Bildern etc. sind auf staubförmige Partikel zurückzuführen. Dabei kann natürlich auch zu einem gewissen Anteil Ruß beteiligt sein. Eine groß angelegte Untersuchung der "TÜV Rheinland Sicherheit und Umweltschutz GmbH" im Jahre 1999 in einer Wiesbadener Kirche führte zu dem Ergebnis, dass sich aus dem Abbrennen von Opferlichtern kein signifikanter, erhöhter Einfluss auf die Anteile der Staubgehalte in der Raumluft sowie auf den Schwärzungsgrad herleiten ließen.
Auf jeden Fall lässt sich hieraus die Erkenntnis ableiten, dass die Schwärzungen in Kirchen in wesentlich geringerem Umfang durch Kerzen bzw. Opferlichter verursacht werden, als dies bisher angenommen wurde. Bauphysikalische Besonderheiten sind offenbar die Hauptursache dafür, dass sich Staub und Ruß aus der Umwelt, aus Heizungen, aber wohl auch aus Kerzen- oder Lichterabbrand an den Kirchenwänden ablagern. Mittlerweile gibt es auch Hinweise, dass bei Neubauten oder frisch renovierten Kirchen das so genannte "Fogging" eine Rolle spielen kann. Dieses Phänomen wurde erstmals beobachtet und beschrieben von einem Experten des Umwelt-Bundesamtes.

Maßnahmen zur Vermeidung von Schwärzungen

Es ist daher nicht erforderlich, auf Opferlichte in der Kirche zu verzichten, um Schwärzungen der Wände zu vermeiden. Wichtig ist vielmehr, die bauphysikalischen Besonderheiten des Gebäudes zu berücksichtigen und danach den Standort der Opfertische zu bestimmen. Außerdem sollte versucht werden, andere Staub- und Rußquellen zu unterbinden.

 

Quelle: Verband Deutscher Kerzenhersteller